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Trekking durch den Dovrefjell National Park in Norwegen

Blick auf die Snøhetta auf dem Weg nach Reinheim
Blick auf die Snøhetta auf dem Weg nach Reinheim

Die Durchquerung des Dovrefjell-Sunndalsfjella National Parks war als zusätzliche Tour gedacht. Geplant waren mehrtägige Touren mit der ganzen Familie in den Rondane sowie Femundsmarka Nationalpark. Je nach Wetter und Motivation war diese Tour als eine weitere Option auf unserer Liste. 

Zwei Varianten standen für die Tour von Kongsvoll nach Åmotan, welche östlich an der Snøhetta vorbeiführt, zur Auswahl:

  • 3-tägige Tour mit Übernachtungen bei Reinheim und Loennechenbua (15,2 / 19,3 / 17,3)
  • 2-tägige Tour mit Übernachtung an der Åmotdalshytta (24,4 / 27,4)

Beide Varianten hatten knapp 52 km mit 1.000 Höhenmeter Auf- und 1.400 Höhenmeter Abstieg. 

 

Leider spielte das Wetter nicht mit und für die erste Woche in Oppdal war viel und vor allem starker Regen in der Vorhersage. Gleich in den ersten Tagen gab es eine Art Schönwetterfenster (etwas Sonne und nur leichter Regen) von fast zwei Tagen und so entschieden wir uns kurzfristig diese Tour zu machen. 

 

Wir entschieden uns für die 2-tägige Variante mit Übernachtung an der Åmotdalshytta und einem Abstecher zur Gammelsetra Hütte. Meine Frau und unsere beiden kleinen Kinder begleiteten uns zu Beginn für ein Stück, um Moschusochsen zu sehen und trafen uns an Tag 2 an der Gammelsetra Hütte, um den Rest des Weges gemeinsam zu gehen. So konnten wir alle die guten Tage nutzen. Oben die Kartenausschnitte unsere Trekking Tour durch den Nationalpark und unten die beiden Tagestouren in Verbindung mit unserer Übernachtungstour. 

Am ersten Tag begleiteten uns meine Frau mit den beiden Kleinen ein Stück, um Moschusochsen zu sehen. 

Am zweiten Tag trafen wir sie dann bei Gammelsetra, um gemeinsam zum Parkplatz zu wandern. 


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Tag 1 von Kongsvoll zur Åmotdalshytta

Der Wegweiser auf der anderen Straßenseite das Parkplatz. 

Es sollte ein großteils sonniger Tag werden, erst gegen Abend war Regen in der Vorhersage. So ging es früh morgens von Oppdal nach Kongsvoll zu einem Parkplatz kurz nach der Kongsfold Fjeldstue. Schon 2018 starteten wir von hier aus unsere Moschusochsen Safari und dieses Mal sollte es noch viel weiter gehen. 

Nachdem man die Straße überquert, folgt man dem Pfad über den Fluss und unter der Eisenbahnlinie hindurch. Zuerst steigt man etwas durch einen Wald auf. Oben angekommen öffnet sich ein Rundblick in alle Richtungen und tief in die umliegenden Nationalparks. Wenn man Glück hat, dann trifft man auch bald auf Moschusochsen. 

Blick zurück auf Kongsvoll und den Parkplatz.


Oben angekommen liefen wir gemeinsam in Richtung Reinheim, wo es auch eine DNT-Hütte gibt. Wir wanderten etwa für 4 Kilometer, um dann eine Pause zu machen. Hier trennten sich unsere Wege, unsere beiden Großen und ich machten uns kurz nach 11:00 Uhr auf den Weg weiter Richtung Reinheim mit dem Tagesziel Åmotdalshytta. Meine Frau wanderte mit den beiden Kleinen zurück zum Parkplatz. 

Der Weg nach Reinheim war angenehm zu wandern. Hin und wieder mussten wir einen Bach queren bzw. überschwemmten Wegstücken ausweichen. Schier unendliche Weiten, wohin man sich drehte. Unterwegs trafen wir auf zwei weitere Moschusochsen Herden und kamen schnell der Snøhetta und somit auch Reinheim näher. Vorbei an einer Hütte und zwei Seen ging es direkt auf die Snøhetta zu. Auf diesem Teilstück schafften wir 3,5 km die Stunden und so waren wir gegen 14:00 Uhr wie geplant an der Hütte in Reinheim, um unsere Mittagspause zu machen. Da wir noch fast 10 Kilometer vor uns hatten entschieden wir uns für eine kurze Pause. Essen, Wasser aufnehmen und schon ging es weiter. 

Von Reinheim aus ging es bergauf Richtung dem 1.554 hohen Leirpullskardet (Übergang), der höchste Punkt dieser Tour. Wir gingen von 3 Stunden aus und wollten gegen 17:00 Uhr an der Åmotdalshytta am Åmotsvatnet sein. Kurz vor dem Übergang änderte sich das Terrain und wir liefen über Steinbrocken unterschiedlicher Größe. Spätestens nach dem Übergang wurde uns klar, dass wir die 3,5 km pro Stunde nicht halten können und hofften es bis 18:00 ans Tagesziel zu schaffen. 

Vom Übergang bis zum See mussten wir immer wieder über Geröll- und Steinfelder laufen sowie Bäche queren. Auf diesem Teil des Wegs sahen wir kaum Plätze, wo man ein Zelt aufstellen hätte können. Wir hatten weiterhin Glück mit dem Wetter, obwohl es um uns herum immer wieder regnete, blieben wir trocken. Kurz nach 18:00 Uhr sind wir dann am See angekommen und bis 19:00 stand dann auch unser Camp. 

Åmotdalshytta im Hintergrund
Åmotdalshytta im Hintergrund

Nach unserer Ankunft machten wir uns gleich auf die Suche nach einem guten Zeltplatz. Obwohl der Bereich um die Hütte flach aussah, war es das nicht. Das Moos machte den Boden sehr uneben und dazwischen waren auch immer wieder größere Steine. Durch den vielen Regen war der Boden nass aber zwischen See und Hütte fanden wir am Ende einen guten Platz. Der Boden war sehr weich aber zum Glück hatte ich mich für die langen Heringe entschieden, so stand das Zelt am Ende sicher da. 

Nachdem das Camp stand, ging es an die Hütte zum Abendessen kochen. Für die DNT-Hütte muss man sich vorher registrieren und einen Schlüssel holen. Es waren vor allem Rentier Jäger in der Hütte. Direkt an der Hütte konnte man sitzen und war so auch vor dem kalten Wind geschützt.

Zuerst kochten wir uns einen Topf Tee denn es war sehr kalt. Dieser wärmte uns von innen und die Hände von außen. Kurz nach dem Essen und dem damit verbundenen Saubermachen ging es auch schon bald ins Zelt, denn wir waren alle müde. Es war ein langer harter Tag und es sollte eine kalte Nacht werden. 

Nach einem großartigen Sonnenuntergang kuschelten wir uns in unsere Schlafsäcke und wachten erst wieder zu den ersten Sonnenstrahlen auf. 


Tag 2 von der Åmotdalshytta via Gammelsetra nach Åmotan

Sonnenaufgang am Åmotsvatnet
Sonnenaufgang am Åmotsvatnet

Mit den ersten Sonnenstrahlen standen wir auf und packten zuerst alles im Zelt zusammen. Es war nicht so kalt geworden wie gedacht aber durch die Kondensation war das Außenzelt tropfnass. Wir hofften auf die Sonne und machten uns zuerst auf den kurzen Weg zur Hütte, um uns unser Frühstück zuzubereiten. Ein heißes Getränk und Porridge wärmten uns schnell auf.

Bevor wir das Zelt abbauten, verpackten wir zuerst alles andere in den Rücksäcken. Leider war das Außenzelt immer noch nass und wir entscheiden uns das Innenzelt herauszunehmen. Wir brauchten nun länger als geplant bis das Zelt endlich im Rucksack verpackt war. Verspätete machten wir uns auf den Weg. Zu diesem Zeitpunkt war die Sonne bereits hinter dicken Wolken verschwunden. 

Unsere Etappe heute war länger als die vom Tag davor. Wir wollten zu einer bestimmten Zeit in Gammelsetra sein, wo der Rest unserer Familie auf uns warten wollte. Und so machten wir von Anfang an Tempo. 

Direkt nach der Hütte führte der Weg mitten durch einen breiten Bach bzw. einer überfluteten Wiese. Wir liefen von Stein zu Stein mitten durch diesen breiten Bach bzw. Abfluss des Sees. Nachdem wir endlich wieder einen trockenen Weg unter unseren Füßen hatten, ging es auch schon bergauf, um den ersten dreier Anstiege zu meistern. Von der Kuppe hatten man einen wunderschönen Ausblick zurück auf das Åmotsdalen, die Seen und die umliegenden Berge inklusive der Snøhetta. 

Der Weg quert ein Hochplateau vorbei an einsamen Seen und über Bäche. Nach ein paar Kilometer folgte bereits der zweite Anstieg, wie sollte es auch sein, war es ein steiniger und felsiger Weg und jeder Schritt fühlte sich wie Treppensteigen an. 

Oben angekommen öffnete sich ein Blick auf Korkåttjønna, einem riesengroßen See mit einem breiten Abfluss. Wir studierten die Karte und schnell wurde uns klar das wir zuerst talabwärts in die entgegengesetzte Richtung laufen, um zu einer Querung zu kommen, bevor wir am See vorbei ins nächste Tal wandern werden. Wir entschieden uns hier mit Blick auf dieses einsame und unglaublich schöne Tal Mittag zu machen. 

Nach einer kurzen Mittagspause ging es ins Tal hinab dem Bach folgend (wohl gemerkt in die entgegengesetzte Richtung) bis wir zur Stelle kamen an der man den Bach sicher queren konnte. Es war keine Brücke, sondern man folgte großen Steinen auf die andere Seit. Endlich ging es dann wieder in die richtige Richtung. Es waren 2,5 km, bis wir das Ende des Sees erreichten und ins nächste Tal stiegen. Dort warteten zwei Seen, am ersten Litlvatnet ist Loennechenbua und danach folgt Storvatnet, ein weiterer riesengroßer See.  Oben angekommen ging es für eine kurze Zeit einem sehr angenehmen Weg entlang und wir fragten uns wie es wohl auf der anderen Seite aussehen wird. 

Der Blick auf den Litlvatnet verhieß nichts Gutes, wo ist denn der Weg? Führt dieser oberhalbe des Sees entlang oder gar über die Felsen direkt am See. Laut Karte sollte es direkt am See entlang gehen, aber dort war kein Weg zu erkennen. So stiegen wir ab vorbei an Loennechenbua, einer sehr einfachen DNT-Hütte, und schnell wurde uns klar das nun wohl der härteste Teil des Wegs direkt vor uns lag. Über große Felsen ging es meiste Zeit über Wasser dem See entlang. Wir mussten von Felsen zu Felsen klettern, steigen oder springen und oft war Wasser direkt unter uns. So ging es um den Litlvatnet. Bilder machten wir keine, wir waren so konzentriert das wir daran gar nicht gedacht hatten. Erst als wir auf sicheren Boden waren, machten wir Bilder zurück Richtung Loennechenbua.

Froh dieses Teilstück hinter uns gelassen zu haben fraget wir uns, ob das so weiter geht, denn der vor uns liegende Storvatnet ist weit größer.

Es war felsig und steinig aber nichts im Vergleich zum Litlvatnet. Nach langen 2,5 km lag der Storvatnet hinter uns und nach einem kurzen Anstieg blickten wir bald ins Skirdålen an dessen Ende unsere Familie auf uns warten sollte. Aber es waren noch knapp 10 km vom Storvatnet bis Gammelsetra und wir lagen breites mehr als eine Stunde hinter dem Zeitplan. Während einer kurzen Pause bei Flatskirdålen sahen wir den Regen vor uns und es sah nach kräftigem Regen aus. Kurz vor Gammelbua (einer kleinen Hütte) fing es wie aus Eimern an zu Regnen.

Gammelsetra
Gammelsetra

Der starke Regen begleitet uns bis zu den ersten Häusern bei Middagshjellan. Die letzten 2,5 km bis Gammelsetra haben sich dann gezogen, wir waren nass (vom Schwitzen) und müde. Die letzten Kilometer bei strömenden Regen durchs Skirdålen haben uns viel Kraft gekostet, aber nun stieg die Laune wieder.

Gammelsetra ist ein wunderschönes kleines Hüttendorf nicht weit von Jenstad bei Åmotan. Rund um Åmotan hat es beeindruckende Wasserfälle. 

Unsere Familie hatte viel Geduld mit uns und wartete wie abgesprochen bei Gammeseltra auf uns. Nach einer kurzen Pause ging es gemeinsam auf die letzten paar Kilometer zum Parkplatz. Die Wolken hingen tief und die Wege waren matschig und schwer zu gehen. Da die Kleinen den Weg entlang des Wasserfalls aufgestiegen sind und wir keine Kraft mehr hatten entschieden wir uns den Fahrweg zurückzugehen (wir empfehlen aber auf jeden Fall den Weg entlang des Wasserfalls zu nehmen). Das berühmte Café in Jenstad war bereits geschlossen und so ging es dann auch gleich zum Parkplatz. Bevor wir nach Hause aufbrechen konnten mussten wir zuerst die nasse die Regenkleidung ausziehen und alles im Auto verstauen. Es war aber nur eine kurze Fahrt bis nach Oppdal. 

Es war eine harte Tour und unsere Füße und Beine schmerzten. Es war vor allem das andauernde "Treppensteigen", das uns viel Kraft und Geschwindigkeit gekostet hat. Wir schafften an diesem Tag nur einen Schnitt von 2,5 km in der Stunde, kamen morgens 1/2 Stunde zu spät los und kamen so zwei Stunde zu spät an. Trotz der Härte war es eine unglaublich beeindruckende und schöne Tour, auf der wir kaum Menschen getroffen haben. Leider auch kaum Tiere, wir waren gefühlt allein unterwegs. 


Tipps und Ideen

Wildes einsames Land
Wildes einsames Land

Obwohl diese Variante sehr anstrengend war, würde ich es wohl wieder so machen. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich die Tour via der Snøhetta gehen (und davor in Reinheim übernachten) oder alternativ zwei Nächte an der Åmotdalshytta bleiben und via eine Tagestour die Snøhetta besteigen. Es hat schon seine Vorteile in Norwegen in der Nähe von DNT-Hütten zu zelten.

Wie schon 2018 bei den Tagestouren sind auch die Trekkingtouren in Norwegen oft anstrengender als es die Zahlen vermuten lassen. Auf dieser Tour waren es nicht die Höhenmeter und die Distanz, die einem die Kraft geraubt haben, sondern das unwegsame Gelände und damit verbundene Felsen und Steine steigen, eben als ob man viele schiefe Stufen steigen würde. 

 

Wir hatten auf der ganzen Tour kein einziges Mal Handy Empfang und waren froh unser Garmin inReach Mini dabei zu haben. Auch im August war es sehr kalt und man muss immer mit Regen, vor allem auch starkem Regen, rechnen. Der Boden ist entweder weich (und man sollte lange Heringe dabeihaben) oder steinig und man muss das Zelt mit wenigen Heringen und Steinen aufstellen. Kompakte Zelte finden leichter einen guten Platz als große Zelte. Eine Zeltunterlage sollte auf jeden Fall dabei sein und diese sollte am besten bis in die Apside reichen. So reduziert man Kondensation im Zelt und hat Platz Sachen sauber abzustellen. Die Zelte immer gut abspannen denn wenn der Wind kommt, dann weht er in diesem flachen Land unerbittlich.

Da wir nur zu dritt waren hatte ich nur das kompakte Kochsystem dabei. Ich habe einen zweiten Topf oder noch besser Teekessel vermisst. So ein Teekessel steht nun auf der Liste. So kann man das Teewasser als erstes Kochen und den Tee in Ruhe ziehen lassen während man das Essen selbst zubereitet. 

Wir hatten Glück mit den Moskitos. Durch den vielen Regen und den kalten Temperaturen hatte es kaum welche, aber da hier Wasser wirklich überall ist, sieht das Juni bis August, bei gutem Wetter, wohl ganz anders aus. Dafür sollte man ausgerüstet bzw. darauf vorbereitet sein. 

Wer abwechslungsreiche Landschaften erwarte ist hier falsch, es sieht oft sehr ähnlich aus. In den höheren Lagen ist es steinig, weiter unten gibt es Wiesen und nur ganz unten Wälder. Gletscher haben die Berge geformt und so sehen sie auch aus. Die Schönheit liegt in den unendlichen Weiten und der Ruhe, die man in diesem Park hat. Es ist Wildnis pur.