Unsere Wandertouren
Im 2. Teil des Eintrages über unseren 2018 Urlaub in Norwegen geht es um die Wandertouren die wir gemacht haben. Insgesamt haben wir sieben Touren geschafft, Auflistung unten ist in der Reihenfolge in der wir sie gegangen sind.
Ein paar Touren sind wir alle gemeinsam unterwegs gewesen, andere abwechselnd mit den großen oder den kleinen Kindern. So hatten alle etwas vom Wandern.
Hulderstigen, Russlialm, Straße 51 (Valdresflye)
An unserem ersten Tag fuhren wir den Valdresflye entlang und stoppten auf dem Rückweg für den Hulderstiegen, den Waldgeister Weg. Ein knapp 6 km langer Naturlehrpfad in meist flachem Gelände. Der Weg startet mit der Überquerung des Sjoa-Flusses und geht über Wiesen, durch Wald, entlang eines Baches, vorbei an Seen und durch ein Hochmoor. Es ist teilweise ein Rundweg. Unterwegs stehen vielen Hinweisschildern mit Interessanten Details und wenn man Glück hat sieht man Tiere. Hat man den halben Weg geschafft kommt man an einem Picknickplatz mit Spielplatz vorbei. Umrundet von oft schneebedeckten Gipfeln wandert man durch diese gespenstische Landschaft. An jeder Ecke könnte das Knusperhäuschen der Hexe stehen. Es war der perfekt Weg um vor allem unsere dreijährige ans Wandern zu gewöhnen. Hin und wieder brauchte es etwas Geduld aber Sie lief alles selbst. Mit einer ausgedehnten Pause am Spielplatz haben wir am Ende fast 4 Stunden anstelle der angegebenen 2 Stunden gebraucht. Wir haben aber auch jedes Schild gelesen, Spuren gesucht, nach Tieren Ausschau gehalten, gute gejausnet und gespielt. Das war auch ein Grund warum unsere kleine Nina alles selber gelaufen ist, es gab immer etwas Neues zu entdecken. Auf jeden Fall empfehlenswert und Zeit nehmen, der Pfad ist es Wert.
Der Besseggen, Jotunheimen
Wir hatten eigentlich den Besseggen nicht auf unserer Liste. Auf unserer Fahrt entlang des Valdresflye kamen wir an Gjendesheim vorbei. Dort machten wir Mittag (im Shop von Gjende, echt lecker) und blickten dabei auf den Berggrat. Da entschieden wir das Laura, Marcel und ich den Besseggen machen und als Ausgleich Sabina mit Laura und Marcel den Romsdalseggen. Somit waren diese zwei Touren gesetzt. Noch an diesem Tag entschieden wir uns für die Route von Memurubue aus und kauften sogleich die Karten für die Fähre. Via https://www.gjende.no/de/ kann man Tickets kaufen. Die Website hat auch so einiges an wertvollen Informationen parat.
Der Besseggen ist als rote Tour eingestuft und hat es in sich. Mit 14 km Länge, knapp 1.000 Höhenmeter ein paar Klettereinlagen entlang des Grads braucht man etwa 7-8 Stunden (Fähre nicht mitgerechnet).
Der Grad war breiter als wir erwartet hatten, eine Stelle ist etwas kniffelig, vor allem für Kinder, da man große Schritte machen muß. Da empfiehlt es sich kleineren Abenteurern etwas zu helfen. Habe meinem Sohn an zwei Stellen aushelfen müssen, der Rest war problemlos. Auch der Weg in die entgegengesetzte Richtung schien mir leichter als beschrieben. Man sollte aber auf jeden Fall absolut Schwindelfrei sein denn auf dem Weg nach Memurubu hat man den Grad immer vor bzw. unter sich. Dafür wird man aber mit einem genialen Ausblick belohnt ohne sich dafür umdrehen zu müssen.
Wir haben gleich die erste Fähre früh morgens genommen und waren in etwas unter 8 Stunden wieder in Gjende. Der Abstieg ist, wie in Norwegen üblich, sehr steil. Von Serpentinen halten Norweger nicht viel, das geht in die Knie. Geht man von Gjende aus via dem Besseggen nach Memurubu dann muß man das erst hochgehen. Es zieht sich und die Motivation kann dann schon einmal am Boden sein, vor allem wenn mit Kindern unterwegs ist.
Vorbereitung ist die halbe Miete. Ich empfehle die beiden Websites: The Great Besseggen und Safe Summer Hike Besseggen, die Videos sind sehr gut gemacht.
Der Besseggen ist absolut empfehlenswert. Einer der besten Touren die wir bisher gemacht haben. Aber Achtung, es ist einer der meist begangenen Trails in Norwegen und je nach Jahreszeit kann er stark überlaufen sein.
Der Rest der Familie blieb in Gjendesheim um etwas am Ufer des Gjende entlang zu wandern. Das Wetter war zeitweise sonnig mit doch kaltem Wind. Wir hatte aber Glück den es blieb trocken und der Schnee von vor ein paar Tage war fast komplett weg. Es war nicht rutschig, bei Regen wäre dieser Weg eine ganz andere Sache.
Peer Gynt-Hytta, Rondane
Ein perfekter Einstieg in Rondane mit Kinder ist die Wanderung von Kampen am Rande des National Park zur Peer Gynt-Hytta. Es gibt mehrere relativ einfache Wege zur Hütte wie von Smuksjøseter, Putten Seter und Mysusæter aus. Wir haben uns aber für Kampen als Ausgangspunkt entschieden welcher vor allem von Einheimischen empfohlen wird. Die Hütte ist in der Saison am Wochenende bewirtschaftet und vor allem für Waffeln bekannt. Man kann auf der Hütte auch übernachten. Von Peer Gynt kann man in alle Richtungen in den Rondane weiter wandern, wie auch zur Rondvassbue (zu dieser Hütte später mehr).
Mit etwas mehr als 7 km und gerade einmal 200 Höhenmetern ist er zwar einfach aber auf keinem Fall langweilig. Im Gegenteil, via einer Hochebene wandert man leicht bergauf Richtung Hütte. Um jede Kurve wird der Ausblick genialer und im späten Sommer sind die Farben genial. Das Smiubelgin-Massiv beeindruckt mit abgeschliffenen Bergen für die Rondane so bekannt ist. Überall Moos und Flechten sowie Wasser und Moore. An der Hütte selber trifft man auf den Vesle Ula der einen tollen Canyon gleich neben der Hütte geschaffen hat. Unsere kleine Nina lief die ganze Strecke hin und zurück und war begeistert, wie der Rest der Familie. Eine genial Familienwanderung und nicht umsonst ein echter Tipp für Rondane.
Auch wenn der Weg kurz ist, immer die richtige Ausrüstung dabei haben. Trotz blauem Himmel was es eisig kalt aber vor allem der Wind hat uns zu schaffen gemacht. Man kann an unserer Kleidung immer gut erkennen das man mit allem rechnen muß.
Romsdalseggen, Dalsida, Åndalsnes
Romsdalseggen ist einer der Klassiker in Norwegen und geht von einem kleinen Parkplatz in Vengedalen nach Åndalsnes. Im Sommer ist dieser Weg stark begangen und es empfiehlt sich nicht nur aus diesem Grund früh zu starten. Es gibt Buse von Åndalsnes zum Ausgangspunkt und man findet dazu Informationen auf der Website Safe summer hike across Romsdalseggen sowie ein gutes Video zur Tour. Da dieses Mal ich mit den kleinen zurück blieb sind wir selbst nach Vengedalen gefahren und um nach dem Romsdalseggen Hike Sabina und die großen Kinder in Åndalsnes zu treffen. Gegen 8:00 lud ich die Hiker ab und verbrachte die nächsten Stunden im Vengedalen, aber dazu später mehr.
Romsdalseggen ist wie Besseggen rot eingestuft gilt aber als schwere rote Route. Die Zahlen alleine sind nicht so beeindruckend denn mit 10 km länge knapp 1.000 Höhenmeter und einer angegebenen Zeit von 5-8 Stunden klingt er leichter als Besseggen jedoch gibt es entlang des Romsdalseggen mehrere stark ausgesetzte Stellen die zum Teil seilversichert sind oder geklettert werden müssen. Auch geht der Weg zeitweise einen schmalen steil abfallenden Grad entlang. Mit kleineren Kindern ist er nicht empfehlenswert außer sie haben bereits Erfahrung mit solchen Wegen, bei uns in den Alpen wohl eher schwarz markiert, gemacht. Bei Regen ist der Weg sehr rutschig und vor allem der Abstieg gefährlich.
Es ist aber ein unglaublich schöner und atemberaubender Weg entlang des Grads mit Blick auf Trollveggen und das Tal darunter.
Sabina und die Kinder waren begeistert und würden ihn sofort noch einmal gehen. Sie waren aber froh Besseggen zuerst gemacht zu haben denn so waren die Klettereinlagen nicht mehr so schwer und auch der Grad einfacher zu gehen. Am schwierigsten empfanden alle übrigens den Abstieg denn es geht sehr steil hinunter nach Åndalsnes, die Trekking Stöcke waren da enorm hilfreich. Früh morgens war es kalt aber es geht gleicht sehr steil bergauf. Oben, bei Sonnenschein, kann es sehr heiß werden. Entlang gibt es kaum Wasser somit muß man genug mittragen damit man nicht durstig den Rest des Weges, der es in sich hat, gehen muß. Alle waren froh ein Cape dabeizuhaben, genug Sonnenschutzcreme sowie ausreichend Wasser. So blieben sie konzentriert und konnten den Weg trotz langer Genießer Pausen in knapp 7 Stunden beenden.
Unsere beiden Kleinen und ich blieben im Vengedalen um dort den Sonnenaufgang im Tal zu genießen. Vom Parkplatz aus kann man noch ein ganzes Stück weiter hinauf fahren. Da man Maut zahlt sollte man das auch tun denn was weiter oben kommt ist wunderschön. Vengedalen ist ein Geheimtipp und es gibt dort auch einige Wanderungen vor allem den Grad hoch um Richtung Trollveggen zu blicken. Nach einem zweiten Frühstück und einer kleinen Wanderung sind wir nach Åndalsnes gefahren, haben uns die Stadt angesehen und am Spielplatz viel Zeit verbracht. Es war ein toller Tag und die Wiedersehenfreude mit dem Rest der Familie groß. Man ist immer froh wenn alle heil zurück kommen, denn an diesem Tag haben es leider ein paar andere Wanderer nur mit der Hilfe eines Rettungshubschraubers geschafft.
Nedre Leirungsdalen, Jotunheimen
Vom Parkplatz Vargebakkan aus, kurz nach Gjendesheim an der Straße 51 (Valdresflye), geht es ins Leirungsdalen. Der bekannte Weg führ den Leirungsåe entlang an einem See vorbei bis zur Einmündung in den Gjende See. Man kann auch via der Knutshøe auf dem Hin- oder Rückweg wandern und hat so einen Loop mit genialen Ausblicken vom Bergkamm aus. Jedoch ist diese Route für kleine Kinder nicht zu empfehlen da viel geklettert werden muß.
Der Klassiker, je nachdem wie weit man geht, ist 13 km lang und mit knapp 400 Höhenmeter eher leicht jedoch der Pfad selbst ist schwer zu gehen. Wie am Bild oben zu sehen ist wechselt man zwischen Steinen, Wurzeln und Morast hin und her was die durchschnittliche Geschwindigkeit vor allem kleinerer Wanderer senkt. Der Parkplatz Vargebakkan ist zum Geheimtipp geworden von wo aus man in alle Richtungen wandern kann. Somit ist er schnell voll, es lohnt sich früh dort zu sein. Ein absoluter Geheimtipp ist auch das Øvre Leirungsdalen wofür man an bei der zweiten Wegkreuzung links zum Fluß hinunter geht und via der Brücke über den Leirungsåe auf die andere Seite wechselt. Achtung, vor dort kommt man nicht zum Gjende sondern man steigt einen Wasserfall hinauf ins obere Tal. Da dieses Tal so schön ist hat die Nationalparkbehörde entschieden die Markierungen nicht mehr zu erneuern und den Weg nicht zu erhalten. Somit ist die Wegfindung nicht immer einfach. Oben im Tal eröffnet sich einem eine unglaublich schöne Berglandschaft die auch zum Übernachten einlädt. Das wollen wir beim nächsten Besuch in dieser Gegend dann auch machen.
Unsere kleine Nina ist den Hinweg brav selber gelaufen, auf dem Rückweg habe ich Sie dann in die Rückentrage genommen. Da ist Sie dann auch gleich eingeschlafen.
Anfänglich war es sehr kühl und die Wettervorhersage nicht eindeutig. Es sollte aber unser einziger T-Shirt Tag werden und das machte auch sehr viel Spaß. Am Ende des Sees angekommen blieben meine Frau und die kleinen zurück und der Rest kletterte bis zu einem Aussichtspunkt hoch. Es war eine tolle Tour und wir konnten sogar die Füße ins (eiskalte) Wasser halten. Auf dem Rückweg trafen wir dann auf mehrere Herden Rentiere, ein klein Gruppe kreuzte sogar den Weg vor uns. Wir waren am frühen Nachmittag wieder zurück und schon beim Snack am Auto schlug das Wetter um. Wolken zogen auf und sogleich war es kalt und der Wing ging durch die Haut. Wir hatten echt Glück und was für ein Tag!
Rondvassbu, Rondane
Wir wollten unbedingt noch einmal in den Rondane National Park und auch eine Hütte in Norwegen besuchen so haben wir uns Rondvassbu ausgesucht. Die Hütte ist relativ einfach vom Parkplatz Spranget in Mysusæter aus zu erreichen. Der Parkplatz liegt direkt an der Grenze des National Parks und ist groß. Man kann dort auch via dem Handy Fahrräder mieten und so zur Hütte fahren. Wir haben uns aber für den Fußweg entschieden und anstelle des Fahrtweges haben wir die Pfade links und rechts davon genutzt. Die Sonne haben wir an diesem Tag kaum gesehen aber die Farben waren dennoch prächtig. Die Hütte selber ist sehr schön und toll eingerichtet. Wir waren begeistert. Der Weg von Spranget zur Rondvassbu und retour ist 16 km lang und steigt 200 Meter. Er ist sehr gut erhalten und man kommt schnell voran. Es ist ein beliebter Ausgangspunkt in den Rondane und der Parkplatz kann sich schnell füllen.
Zu den Moschusochsen im Dovrefjell
Zum Abschluss ging es in den Dovrefjell National Park um auf die Suche nach Moschusochsen zu gehen. Wir haben uns entschieden vom Parkplatz in Kongsvold vor der Fjeldstue in Richtung der DNT Hütte Reinheimen zu wandern. Das ist ein Klassiker und bringt einen ins Herzen des Dovrefjell National Parks (wenn man soweit wandern will) und wird auch zur Besteigung des Snøhetta genutzt, des höchsten Bergs Norwegens außerhalb Jotunheimen. Die DNT Hütte ist nicht bewirtschaftet, das gibt es öfters in Norwegen. Man muß Mitglied im DNT sein und einen Schlüssel haben. Die Hütte selber soll aber sehr schön sein (wir sind nicht soweit gewandert). Vom Parkplatz entlang der Straße überquert man diese und wandert dem Pfad entlang der einem zuerst unter der Eisenbahnstrecke hindurch führt und dann steil ansteigt bis man auf ein Plateau kommt. Von da an wird es leichter.
Moschusochsen sind friedliebende Tiere aber sie mögen es nicht wenn man ihnen zu Nahe kommt, vor allem wenn Jungtiere dabei sind. Auf Hunde reagieren sie sehr empfindlich. Es kommt aufgrund unvorsichtiger Wanderer immer wieder zu Attacken. Auch wenn sie behäbig aussehen, sie können sehr schnell laufen und auch sehr gut springen. Ja, denn sie sind eigentlich kein Rind sondern sehr große Ziegen. Gleich zu Beginn des Wanderweges steht ein Schild mit Warnungen und den Regeln, einfach daran halten und man wird viel Spaß haben. Wir hatten an diesem Tag echt Glück, neben ein paar Einzeltieren sind wir an drei Herden vorbeigekommen.
Auf dem Weg zu diesem Wanderweg gibt es viele anderen Stopps an denen man Ausschau halten kann, man kann auch viel Geld für Guides ausgeben. Wenn man aber nichts gegen Wandern hat empfiehlt sich dieser Weg.
Auf dem Hinweg fuhren wir via Dombås. Von Dombås geht es die E6 Richtung Trondheim weiter wo man am Fokstumyra Naturschutzgebiet vorbeikommt. Dort gibt es einen tollen Naturlehrpfad aber dafür hatten wir heute leider keine Zeit. Auf der Fahrt sahen wir jedoch mehrere Elche. Die Strecke ist sehr schön. Auf dem Rückweg entschieden wir uns die Grimsdalen Mautstraße durch Rondane zu fahren. Nicht ganz billig und braucht so seine Zeit aber einfach nur genial. Man nimmt anstelle die E6 nach Dombås die 29 nach Folldal, die Abzweigung nach Grimsdalen kann man leicht übersehen. Es ist eine Schotterstraße aber in einem sehr guten Zustand. Von dieser Straße aus sieht man das schroffe Gesicht des Rondane.